Kariesbehandlung ohne Bohren

Karies ist die Zahnkrankheit Nummer eins. Im Schnitt hat jeder zwischen 35 und 44 Jahren elf von Karies betroffene Zähne im Mund. Die meisten Patienten also kennen das kreischende Geräusch des Bohrers beim Zahnarzt. Denn lange gab es nur die Möglichkeit, die Karies wegzubohren und den Zahn anschließend zum Beispiel mit Kunststoff oder Keramik wieder aufzufüllen. Heutzutage gibt es aber auch andere Verfahren, mit denen man die weit verbreitete Zahnerkrankung stoppen und heilen kann.

Voraussetzung dafür ist, dass der Kariesbefall rechtzeitig erkannt wird. Die Chance dafür ist hoch, wenn man die regelmäßigen empfohlenen Kontrollen wahrnimmt. Diese können auch viele Kinder und Jugendliche vor den Folgen schlechter Mundhygiene bewahren. Einer der Gründe: Karies entsteht durch die Demineralisierung des Zahnschmelzes. Das ist meist ein Prozess über einen längeren Zeitraum.

So entsteht Karies: In der Mundhöhle leben verschiedenste Bakterien. Sie ernähren sich von Kohlehydraten wie beispielsweise Zucker und Stärke. Bei diesem Stoffwechselprozess entstehen Säuren, die Mineralien aus den Zähnen lösen und dabei den Zahn regelrecht von außen nach innen zersetzen können. Dabei weichen sie zunächst den Zahnschmelz – also die äußere Hülle des Zahns auf. Dieser Prozess dauert am längsten. Stoppt man diesen Prozess nicht, dringen die Kariesbakterien immer tiefer in das Innere des Zahnes vor bis hin zum wesentlich weicheren Zahnbein – auch Dentin genannt und erreichen im schlimmsten Falle auch den innenliegenden Zahnnerv. Je weiter die Karies voranschreitet, desto eher bemerkt der Patient diese und es können Zahnschmerzen und Entzündungen entstehen.

Schlecht geputzte Zähne befeuern diesen Prozess, denn auf dem Zahnbelag finden Kariesbakterien einen optimalen Nährboden. Diese aus Bakterien bestehenden Plaque nutzen die Essensreste. Der Körper ist zwar selbst in der Lage gegenzusteuern aber nur in einem gewissen Ausmaß.

Wird die Zahnfäule jedoch in einer frühen Phase erkannt, kann man sie durch folgende Verfahren auch ohne den Bohrer behandeln:

  • Fluoridierung: In der ersten Phase, der so genannten Intitialkaries zeigen sich auf den Zähnen oder an den Zwischenräumen sogenannte „White Spots“. An diesen Stellen sind die Zähne bereits entkalkt. Bei Teenagern beispielsweise, die zuvor eine feste Zahnspange getragen haben, kann man sie häufig auch sehen. Wurde beim Tragen der festen Zahnspange schlecht geputzt, werden die White Spots nach dem Entfernen der Brackets als kleine weißliche und lichtundurchlässige Flächen auf den Zähnen sichtbar. Unbehandelt kann die Karies weiter fortschreiten. Die zunehmende Demineralisation schwächt die Zahnoberfläche bis diese einbricht und sich ein Loch bildet.
    • Durch eine gezielte Fluoridierung lässt sich die Karies in einer frühen Phase noch nicht-invasiv behandeln, also ohne Zahnsubstanz abtragen zu müssen. Das natürliche Kristallgitter, das den größten Teil des Zahnschmelzes ausmacht, wird durch das Aufbringen von Fluorid-Lacke oder -Gele stabilisiert. Die fehlenden Mineralien lagern sich mit der Unterstützung durch Fluoride wieder ein und härten den Zahnschmelz.
    • Die weitere Behandlung erledigt der Patient zu Hause: In Kombination mit guter Mundhygiene und der Verwendung fluoridhaltiger Zahnpasta oder ergänzenden Fluorid-Gelen unterstützt er die Remineralisierung des Zahns. Kariesbakterien haben weniger Angriffsfläche. Das Risiko für neue Karies wird geringer.
    • Die entkalkten Stellen in Form von White-Spots bleiben jedoch in der Regel auch weiterhin sichtbar, auch wenn die Karies in der Tiefe des Zahnes nun nicht mehr fortschreitet. Um den Zähnen ihr gesundes Aussehen zurückzugeben, besteht dann die Möglichkeit der Karies-Infiltration.
  • Infiltration mit Kunststoff: Der Zahnarzt befüllt den Zahn mit sehr flüssigem Kunststoff. Der dringt in die Poren ein, in denen Teile des Schmelzes bereits durch Bakterien herausgelöst sind. Man kann sich diesen Prozess wie bei einem Schwamm vorstellen, auf den man Wasser gibt. Der Kunststoff fließt in die porösen Stellen des Zahns und sorgt dort erneut für Stabilität.
    • Dieses Verfahren eignet sich ebenfalls zur frühen Behandlung einer beginnenden Karies. Die Demineralisierung wird gestoppt. Allerdings übernehmen die Krankenkassen leider diese Behandlung nicht.